Sommersemester 2004
Vorlesungen
Proseminare
Seminare
Ãœbungen
Befreiungstheologie (auch EPG 1 und 2) (Bergunder, Di 11-13)
H. P. Blavatsky: Die Geheimlehre (Bergunder, Fr 14-16)
Charismatisch-pfingstliches Christentum (Bergunder, Blockveranstaltung)
Scientology (Haustein, Di 16-18)
Interreligiöser Dialog und Interkulturelle Theologie im Horizont der Christentumsgeschichte Afrikas, Asiens und Lateinamerikas
Prof. Dr. Michael Bergunder
Ãœberblicksvorlesung
Zeit: Mo 16-18 Uhr
Beginn: 19.04.2004
Ort: Senatssaal, Neue Universität, Universitätsplatz
Leistungsnachweis: mündliche Vorlesungsprüfung (Anrechnung als Überblickslehrveranstaltung im Sinne der Zwischenprüfung Theologie nur bei zusätzlichem Besuch der Übung "Befreiungstheologie")
Inhalt: Das europäische Christentum steht vor großen Herausforderungen. Die zunehmende religiöse Pluralisierung Europas und globale Vernetzung der Welt verlangen nach theologischen Standortbestimmungen des Christentums im Bezug auf andere Religionen (Dialog, Theologie der Religionen, Mission). Zugleich haben sich die Zentren des weltweiten Christentums nach Afrika, Asien und Lateinamerika verlagert, und die dort entstandenen neuen Dialekte des Christentums verschaffen sich zunehmend auch im Westen Gehör. Vor diesem Hintergrund führt die Vorlesung in wichtige Ereignisse und zentrale Problemstellungen der Theologie- und Christentumsgeschichte Asiens, Afrikas und Lateinamerikas ein und erläutert Grundfragen und zentrale Entwürfe interkultureller Theologie. Als Ergänzung und Vertiefung zur Vorlesung kann die Übung "Befreiungstheologie" besucht werden.
Literatur:
Lienemann-Perrin, Christine: Mission und interreligiöser Dialog. (Ökumenische Studienhefte; 11). Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1999 – Sugitharajah, R. S., The Bible and the Third World. Precolonial, Colonial, and Postcolonial Encounters. Cambridge: Cambridge University Press, 2001 – Bevans, Stephen B.: Models of Contextual Theology, Maryknoll, New York: Orbis Books, 2002.
Religionsethnologische Zugänge in Religionswissenschaft und Missionswissenschaft
Jörg Haustein
Religionswiss.-missionswiss./systematisches Proseminar
Zeit: Mi 18-20 Uhr
Beginn: 21.04.2004
Ort: Seminarraum, Ökumenisches Institut, Plankengasse 1
Leistungsnachweis: Seminararbeit
Inhalt: Seit Anfang der 1980er Jahre wird innerhalb der Ethnologie eine kontroverse Diskussion zu wissenschaftstheoretischen und forschungspraktischen Grundannahmen geführt, die für die Erforschung von Religionen in fremden Kontexten bedeutsam ist. Dazu gehören unter anderem die Problematisierung der historischen Verbindung von Ethnographie, Kolonisation und Mission, die (Un)Möglichkeiten der Feldforschung, die Frage nach Macht und Repräsentation im Forschungsprozess, sowie die Relativierung szientistischer Ansprüche der Ethnologie durch die Thematisierung hermeneutischer Grundprobleme.
Das Proseminar wird versuchen, dieser postmodernen Theoriedebatte anhand von religionswissenschaftlichen Themenstellungen zu folgen. Die Teilnehmer sollen dabei für die Probleme und Möglichkeiten bei der Erforschung von Religionen in fremden Kontexten sensibilisiert werden. Die so gewonnenen Einsichten werden auch in systematisch-theologischer Reflexion eine Anwendung finden.
Literatur:
Duerr, Hans Peter (Hrsg.): Authentizität und Betrug der Ethnologie. Frankfurt am Main, 1987 – Fabian, Johannes: Im Tropenfieber. Wissenschaft und Wahn in der Erforschung Zentralafrikas. München: C. H. Beck, 2001 – Geertz, Clifford: Die künstlichen Wilden. Anthropologen als Schriftsteller. München: Carl Hanser, 1990.
Religiöse Erfahrung im religionswissenschaftlichen Vergleich
Prof. Dr. Michael Bergunder
Religionswissenschaftliches (komparatistisches) Seminar
Zeit: Di 18-20 Uhr
Beginn: 20.04.2004
Ort: Seminarraum, Ökumenisches Institut, Plankengasse 1
Teilnahmevoraussetzungen: Proseminar
Leistungsnachweis: Seminararbeit
Inhalt: In der Religionswissenschaft wird oft argumentiert, dass das Wesen der Religion nur in der subjektiven Erfahrung des Göttlichen, Absoluten, Numinosen usw. zu vergegenwärtigen sei. Damit wird eine, die Religion in das Innere des Menschen verlagernde, religiöse Erfahrung privilegiert, entkontextualisiert und auf diese Weise universalisiert. Diese Sichtweise findet ihre empirische Bestätigung darin, dass in vielen Religionen der Welt die Erfahrung eine überaus zentrale Rolle zu spielen scheint. Die neuere religionswissenschaftliche Diskussion hat jedoch gezeigt, dass der Rückbezug auf den Erfahrungsbegriff, den schon Gadamer als einen der "unaufgeklärtesten Begriffe" bezeichnet hat, zahlreiche methodische Probleme aufwirft. Das Seminar will anhand von konkreten Konzeptionalisierungen von Erfahrung in verschiedenen Religionen dieser Frage genauer nachgehen.
Literatur:
Robert H. Sharf: Experience. In: Mark C. Taylor (Hrsg.), Critical Terms for Religious Studies. Chicago: University of Chicago Press, 1998. S. 94-116 (Lit.).
Befreiungstheologie
Prof. Dr. Michael Bergunder
Ãœbung (auch EPG 1+2)
Zeit: Di 11-13
Beginn: 20.04.2004
Ort: Ãœbungsraum 1, Wissenschaftlich-Theologisches Seminar, Kisselgasse 1
Leistungsnachweis: Für EPG-Schein: schriftlich ausgearbeitetes Referat oder Hausarbeit
Inhalt: Befreiungstheologie reagiert auf Situationen der Unterdrückung (sozial, politisch, ökonomisch, kulturell, sexistisch, rassistisch etc.) und reflektiert Gottes Handeln und seine verwandelnde Gnade unter den Opfern der Geschichte, deren Interessen geltend gemacht werden sollen (Option für die Armen). Dabei werden sozialwissenschaftliche und ökonomische Analyseinstrumente benutzt, um politische Unrechtsstrukturen zu kritisieren und adäquate ethische Handlungsmöglichkeiten auszuloten. Befreiungstheologische Entwürfe sind in Lateinamerika entstanden, haben aber inzwischen auch Eingang in die afrikanische und asiatische Theologie gefunden.
Literatur:
Fornet-Betancourt, Raúl (Hrsg.): Befreiungstheologie. Kritischer Rückblick und Perspektiven für die Zukunft. 3 Bde.. Mainz: Matthias-Grünewald-Verl., 1997 – Bahmann, Manfred K.: Der Vorzug der Armen. Dreißig Jahre Befreiungstheologie. Eine geschichtliche Untersuchung . Frankfurt am Main : Lembeck, 2003.
H. P. Blavatsky: Die Geheimlehre
Prof. Dr. Michael Bergunder
Religionswissenschaftliche Lektüreübung
Zeit: Fr 14-16 Uhr
Beginn: 23.04.2004
Ort: Seminarraum 2, Praktisch-Theologisches Seminar, Karlstr. 16
Inhalt: Die Geheimlehre von H. P. Blavatsky gilt als Gründungsurkunde der modernen Esoterik. Blavatsky (1831-1891) war Mitbegründerin der Theosophischen Gesellschaft und lebte von 1879-1884 in Indien. Die zweibändige Geheimlehre ist ihr Hauptwerk, das sie zwischen 1885 und 1888 verfasste. Auf der Grundlage westlich-esoterischer Traditionen versucht sie hier, eine "Vereinigung von Wissenschaft, Religion und Philosophie" zu konzipieren. Dabei kommt es erstmals zu einer konsequenten Ausweitung des vormals europäischen Deutehorizontes der Esoterik auf andere Religionen (vor allem Hinduismus, Buddhismus und Taoismus) und deren Einbeziehung in das Konzept der "Urweisheit", die in allen Religionen ihre Spuren hinterlassen habe. Das Werk und die dort niedergelegten Gedanken entfalteten eine beträchtliche Wirkung sowohl in Europa und Nordamerika (Anthroposophie, New Age etc.) als auch in Asien (Neo-Hinduismus, "protestantischer" Buddhismus Sri Lankas, Zen-Buddhismus). Grundlage der Lektüre ist eine gekürzte deutsche Übersetzung.
Literatur:
Blavatsky, Helena P.: Die Geheimlehre. Calw-Wimberg: Ullrich-Verlag, 2. Aufl. 1999.
Charismatisch-pfingstliches Christentum
Prof. Dr. Michael Bergunder
Ãœbung
Zeit: 7.-8.05.04 und 11.-12.06.04
Beginn: Kurze Vorbesprechung am Mi, 28.04.2004, 14:00 Uhr, IRM (Hauptstr. 216)
Ort: nach Vereinbarung
Inhalt: Gegenwärtig stellen pfingstliche und charismatische Bewegungen weltweit den dynamischsten und am schnellsten wachsenden Teil der Christenheit dar, insbesondere in Afrika, Asien und Lateinamerika. Auch in Deutschland treten sie verstärkt in Konkurrenz zu den etablierten Kirchen und haben vor allem unter afrikanischen und asiatischen Migranten viele Anhänger. Nach nur 100 Jahren ihres Bestehens machen pfingstliche und charismatische Bewegungen nach gängigen Schätzungen bereits ca. 15-25 % der Weltchristenheit aus, mit steigender Tendenz. Die Übung will in ihrem ersten Teil zunächst eine allgemeine Einführung in das vielschichtige Phänomen bieten und ist in ihrem zweiten Teil verknüpft mit einem interdisziplinären Workshop, der sich speziell der Frage nach der Bedeutung charismatisch-pfingstlicher Identitätsbildungen bei Migranten in Deutschland widmet. Wer zur Vorbesprechung nicht kommen kann, melde sich bitte bis zum 27.04.2004 per Email an (Michael.Bergunder@urz.uni-heidelberg.de).
Literatur:
Hollenweger, Walter J.: Charismatisch-pfingstliches Christentum. Herkunft, Situation, Ökumenische Chancen. (The Pentecostals <dt.>). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1997 – Bergunder, Michael (Hrsg.): Pfingstbewegung und Basisgemeinden in Lateinamerika. Hamburg: EMW, 2000 – Dahling-Sander, Christoph; Funkschmidt, Kai M.; Mielke, Vera (Hrsg.): Pfingstkirchen und Ökumene in Bewegung. (Beiheft zur Ökumenischen Rundschau; 71). Frankfurt am Main: Otto Lembeck, 2001.
Tariq Ramadan: Muslimsein in Europa
Prof. Dr. Michael Bergunder, Kurz Vesely
Übung (auch PhE und Proseminar für Magister-Studiengang Religionswissenschaft)
Leistungsnachweis: Für Studierende der Religionswissenschaft: Proseminarschein bei Anfertigung einer Hausarbeit. Für PhE-Studierende: Bescheinigung der erfolgreichen Teilnahme bei Übernahme eines Referats.
Zeit: Mi 11-13
Beginn: 21.04.2004
Ort: Seminarraum, Ökumenisches Institut, Plankengasse 1
Inhalt: Auf der Grundlage seiner Interpretation der islamischen Tradition und der rechtlichen und sozialen Rahmenbedingungen in Europa vertritt Ramadan die These, dass eine Integration des Islam in die europäische Gesellschaft möglich und notwendig ist. Er ist der Meinung, dass Muslime in den pluralistischen, multireligiösen Gesellschaften Europas leben und ihrer Verantwortung als Staatsbürger nachkommen können, ohne ihre islamische Identität aufzugeben. Tariq Ramadan ist der Enkel von Hasan al-Banna, dem Gründer der ägyptischen Muslimbruderschaft. 1998 promovierte er am arabisch- und islamwissenschaftlichen Department der Universität Genf und lehrt zur Zeit an den Universitäten Genf und Freibourg Philosophie, Islamwissenschaft und französische Literatur. Er ist einer der führenden Köpfe in der Debatte um die Rolle des Islam in der modernen Welt, insbesondere über den Platz der Muslime in der westlichen Welt.
Literatur:
Tariq Ramadan: Muslimsein in Europa. Untersuchungen der islamischen Quellen im europäischen Kontext. Marburg: Muslim Studenten Vereinigung in Deutschland e. V., 2001.
Scientology
Jörg Haustein
Ãœbung
Zeit: Di 16-18
Beginn: 20.04.2004
Ort: Seminarraum, Ökumenisches Institut, Plankengasse 1
Inhalt: In der gegenwärtigen „Sekten“-Debatte, die vor einigen Jahren mit der Berufung der Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“ großes öffentliches Interesse hervorrief, kommt Scientology ein Großteil der Aufmerksamkeit zu. Neben der Frage nach der Gefährdung privaten und öffentlichen Lebens durch diese Organisation, wird dabei lebhaft diskutiert, ob Scientology als Religionsgemeinschaft anerkannt werden kann.
Die Übung wird am Beispiel von Scientology die Problematik des Religionsbegriffs, das Verhältnis von Demokratie und Religionsfreiheit sowie den öffentlichen Umgang mit Religionsgemeinschaften thematisieren. Durch die Beschäftigung mit Geschichte, Lehren und Praxis dieser Bewegung soll eine theologische Auseinandersetzung mit Scientology ermöglicht werden.
Literatur:
Frenschkowski, Marco: "Den Religionsbegriff rein halten?" Thesen und Beobachtungen zur Debatte um Scientology und andere Neue Religiöse Bewegungen. In: Evangelische Theologie, 60. Gütersloh, 2000. 252-269. – Obst, Helmut: Neureligionen, Jugendreligionen, destruktive Kulte. Berlin: Verlagsanstalt Union, 1991. – Werner, Raik: Scientology im Spiegel des Rechts. München: Fink, 2002.