Religion, Kaste und Ritual. Christliche Mission und tamilischer Hinduismus in Südindien im 19. Jahrhundert
Ulrike Schröder
Halle,
2009, 221 Seiten, br.
Neue Hallesche Berichte. Bd. 8
ISBN 978-3-447-06321-0
10,80 EUR
Seit die religionswissenschaftliche und kolonialgeschichtliche Forschung sich verstärkt der wissenschaftlichen Aufarbeitung von Dokumenten in den Archiven der Missionsgesellschaften zuwendet, ist der Wert solcher Quellen, besonders aus der vorkolonialen Zeit, für eine religionsgeschichtliche Erforschung des Hinduismus in Südindien häufig herausgehoben worden. Weniger beachtet geblieben ist hingegen die Frage nach dem Beitrag der christlichen Mission zur Herausbildung von Kategorien wie „Religion“ und „Ritual“ im kolonialen Diskurs des 19. Jahrhunderts, sowohl auf einer globalen als auch auf einer lokalen Ebene. Eine gemeinsame Betrachtung beider Ebenen kann zeigen, dass zwischen ihnen im 19. Jahrhundert ein enger Zusammenhang bestand. Dieses Buch beschäftigt sich mit der Rolle von christlichen Missionaren im kolonialen Diskurs und der Wechselwirkung zwischen christlich-kolonialer Mission und lokalem hinduistischen Kontext in Südindien im 19. Jahrhundert. Diese Fragestellung wird exemplarisch am Beispiel des Missionars Robert Caldwell (1814–1891) aufgearbeitet, der als Missionar der anglikanischen Missionsgesellschaft SPG in Tirunelveli (Südindien) gewirkt hat. Das Buch will damit einen Beitrag leisten zur Verknüpfung bisher getrennter Themenfelder der Geschichte des Christentums und des Hinduismus in Europa und Indien sowie zum Verständnis der christlich-kolonialen Mission des 19. Jahrhunderts als Teil der globalen und lokalen Religionsgeschichte.
Ulrike Schröder studierte Theologie und Religionswissenschaft in Berlin und Heidelberg. Seit 2005 ist sie Mitarbeiterin im Teilprojekt A6 des Sonderforschungsbereiches 619 „Ritualdynamik“, das die Transformationsprozesse in der südindischen Religionsgeschichte des 19. Jahrhunderts erforscht.