Zum Tagungsthema
"Auf! Indien erobere die Welt mit deiner Spiritualität!"
Dieser Ausspruch des neohinduistischen Denkers Vivekananda versinnbildlicht auf eindrückliche Weise den Beginn einer Internationalisierung südasiatischer Religionstraditionen im ausgehenden 19. Jahrhundert. Als deren Ergebnis gibt es auch im deutschsprachigen Raum eine fast hundertjährige westliche Rezeptionsgeschichte des Hinduismus, wobei einige Religionsgemeinschaften zeitweise auch in der breiteren Öffentlichkeit größere Beachtung gefunden haben.
Im Zentrum der Tagung steht ein spezifischer Aspekt dieses facettenreichen Phänomens: Wie werden hinduistische Traditionen im kulturellen Kontext Europas adaptiert und reinterpretiert und welche Interdependenzen lassen sich zu zeitgenössischen religiösen Bewegungen in Südasien festellen? Eine konzeptionelle Bewältigung dieses Themenfeldes aus religionswissenschaftlicher Perspektive ist bisher noch nicht hinreichend erfolgt.
Die Erforschung religiöser Transformationsprozesse kann nur dann erfolgreich sein, wenn sie auch der Reflexion und dem Selbstverständnis der Subjekte religiöser Erfahrung besondere Beachtung schenkt. Von daher war es ein besonderes Anliegen, auch Referenten, die einzelnen westlichen Formen des Hinduismus nahestehen, zur Teilnahme zu gewinnen, um aus einer Innenperspektive zum Tagungsthema zu referieren. Es werden dadurch weiterführende Impulse für die religionswissenschaftliche Forschung wie auch eine Versachlichung und Präzisierung der Diskussion erwartet.