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Ile-Ife und der Oduduwa-Schrein in globalen Verflechtungen: Religion und Esoterik bei den Yoruba im 19. und 20. Jahrhundert

Drittmittelprojekt (DFG, Eigene Stelle), Laufzeit: 2023-2026

 

Das Ziel des Projekts ist eine kritische Aufarbeitung der heutigen Deutungskonflikte um Ile-Ife und den Oduduwa-Schrein vor dem Hintergrund ihrer globalen Verflechtungen im 19. und 20. Jh. unter Beachtung ihrer kolonialen und postkolonialen Kontexte. Damit werden zum einen neue Perspektiven auf gegenwĂ€rtige politische UnabhĂ€ngigkeitsbewegungen und die damit verbundenen gesellschaftlichen Konflikte in Nigeria möglich. Zum anderen handelt es sich um einen fĂŒr die Interkulturelle Theologie und Religionswissenschaft Ă€ußerst relevanten Beitrag zur grundsĂ€tzlichen Problemstellung von Religion und afrikanischer Tradition. FĂŒr afrikanische traditionelle Praktiken herrscht die Annahme, dass ihre Einordnung als „Religion“ schwierig ist und deshalb nur bedingt möglich ist. Sie werden hĂ€ufig als Ausdruck einer „Philosophie“, „Kosmologie“ oder „Tradition“ bezeichnet. Mithilfe der Quellen um Ile-Ife und den Oduduwa-Schrein können jedoch die Dynamiken in den Blick geraten, die diese Kategorisierungsschwierigkeiten historisch erst erzeugen und gleichzeitig immer wieder durchbrechen. Beide werden sowohl als Zentrum der Yoruba-Religion als auch als Zentrum eines traditionell orientierten Yoruba-Nationalismus wahrgenommen. Dabei bestehen auch in der Forschung Deutungskonflikte von Ile-Ife als Heilige Stadt, als politisch einende Ahnenstadt oder als sakrales Königtum sowie von Oduduwa als Göttin, Gott oder menschlichem Nationalhelden. Die wenigen Studien, die zu Ile-Ife und Oduduwa vorliegen, bauen jedoch bereits auf exklusiven Deutungen als „religiös“ oder „politisch“ auf. Dadurch werden insb. lokale Strategien und Interessen verdeckt, die erst zu einer Einordnung als Yoruba-Religion oder Yoruba-Nationalismus gefĂŒhrt haben. Durch eine kritische Aufarbeitung der schriftlichen und mĂŒndlichen Quellen zu Ile-Ife und dem Oduduwa-Schrein sollen gerade diese lokalen Interessen, die den widerstreitenden Narrativen zu Stadt und Schrein zugrunde liegen, in den Vordergrund treten.

 

Bearbeiterin: Dr. Judith Bachmann