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Religion, Kaste und Nation: IdentitÀts- und Machtprozesse im Spiegel von Telugu-Zeitschriften des 19. und 20. Jahrhunderts

(DFG-Projekt, Laufzeit Dez. 2006-Feb. 2009)

Bearbeiter: Dr. Heiko Frese

Der Quellenkomplex regional- und englischsprachiger Zeitungen und Zeitschriften im kolonialen Indien ist fĂŒr den Norden der ehemaligen Madras Presidency, dem heutigen Andhra Pradesh, weitgehend unbearbeitet. Die Stimmen einheimischer Intellektueller, die sich ĂŒber dieses Medium mitteilten und auf diese Weise Kategorien und Diskurse sowohl diskutierten als auch generierten, wurden in der Wissenschaft bisher nicht reflektiert. Deshalb sollen diese Stimmen durch paradigmatische Übersetzung und Analyse der Quellen zunĂ€chst erschlossen und dokumentiert werden.

In den telugusprachigen intellektuellen Zentren der Madras Presidency wurden Perspektiven auf Kaste, Nation und Religion diskutiert, die sich von den Reformbewegungen im tamilischen SĂŒden maßgeblich unterschieden, was u.a. damit zusammenhĂ€ngt, daß in Andhra die PrĂ€gung durch den bengalischen Brahmo Samaj besonders nachhaltig gewesen ist. die Spezifika dieses telugusprachigen Diskurses sollen anhand der ausgewĂ€hlten Quellen nun genauer untersucht werden, wobei folgende Leitfragen gestellt werden: Was waren die Spezifika der Kategorien und Diskurse, die in den Zeitschriften und Zeitungen erkennbar sind? In welchem VerhĂ€ltnis stehen sie zu westlichen Perspektiven (von damals und heute)? Und wie vertrugen sich diese Prozesse mit Ereignissen in benachbarten Regionen, insbesondere in Tamil Nadu?

Es geht darum, eine religiös bestimmte Kultur- und Sozialgeschichte des 19. und frĂŒhen 20. Jahrhunderts, soweit sie durch Medien in der Öffentlichkeit dokumentiert wird, zu erfassen und die zugrunde liegenden Prozesse zu analysieren.

Forschungen zur Telugu-IdentitĂ€t sind gegenwĂ€rtig von unmittelbarer politischer Relevanz, da in Andhra Pradesh politische Parteien an Einfluß gewinnen, die auf eine Teilung des Bundesstaates hinarbeiten. Auf diese Weise wird die BrĂŒchigkeit einer gemeinsamen Telugu-IdentitĂ€t sichtbar, deren Ursachen sicherlich vor allem in der komplexen historischen Genese zu finden sind.